Der arme ostafrikanische Staat gehört zu den Ländern mit der liberalsten Flüchtlingspolitik weltweit.
KongolesInnen, SüdsudanesInnen, BurundierInnen oder SomalierInnen – täglich überqueren Flüchtlinge die Grenzen nach Uganda. Über eine halbe Million suchen derzeit in dem kleinen ostafrikanischen Land Schutz, so viele wie noch nie in der Geschichte.
Uganda gilt als stabile Insel im krisengeschüttelten Herzen Afrikas. Im Nachbarland Kongo herrscht seit über 20 Jahren Bürgerkrieg, im nördlich gelegenen Südsudan brach Ende 2013 der Konflikt erneut aus. In Burundi terrorisiert die Staatsmacht die Bevölkerung, über 200.000 Menschen sind geflohen, die meisten nach Ruanda und Tansania, aber auch über 20.000 nach Uganda.
Die weitläufigen Flüchtlingslager, etwa das Nakivale Refugee Camp im Westen des Landes, sind heillos überfüllt. Gelegen inmitten einer weitaus unbewohnten Gegend zwischen grünen Hügeln wirkt Nakivale mittlerweile wie eine Großstadt im Nirgendwo.
Flüchtlinge drängen sich in verschiedenen „Stadtteilen“ zusammen und benennen diese nach ihren Heimatstädten: „Klein-Kigali“ oder „Klein-Mogadischu“ steht auf Hinweisschildern, die durch das Lager führen. Derzeit stampfen burundische Flüchtlinge auf einem weiteren Hügel „Klein-Bujumbura“ aus dem Boden: Aus Holz und Lehm bauen sie ihre eigenen Häuser mit Strohdächern.
Jede Familie bekommt von Ugandas Regierung einen Acker in der kargen Landschaft zugewiesen, auf welchem sie ein Haus bauen und den sie bepflanzen darf. Bis dort etwas wächst, verteilt das UN-Welternährungsprogramm monatlich Lebensmittel.
Musevenis Joker. Präsident Yoweri Museveni verfolgt bei seiner offenen Migrationspolitik auch eigene Interessen: Immer wieder spielt er Flüchtlinge, unter denen oft geflohene Rebellen sind, gegen die Regierungen der Herkunftsländer aus. Damit erhält er sich seinen Großmachtanspruch, die Politik seiner Nachbarn mitzubestimmen. Museveni und seine Leute haben einst selbst vom Nachbarland aus angegriffen, um die Macht zu erobern – er weiß um die politische Kraft von Flüchtlingen.
Selbst Israel, wo die Flüchtlingslager geschlossen werden sollen, lässt eritreische und sudanesische Flüchtlinge nach Uganda deportieren – dafür erhält Uganda Wirtschaftsleistungen – und vor allem Unterstützung bei der Ausbildung des Militärs.
Aber auch die Wirtschaft profitiert: Denn die MittelständlerInnen, die sich aus den Krisenländern retten, schlagen meist mit ihrem ganzen Ersparten ihr Lager in Kampala auf. Sie bauen sich ein neues Leben auf: Sie mieten ein Haus, eröffnen Geschäfte und Restaurants – und im Idealfall zahlen sie sogar Steuern und stellen UganderInnen ein. Simone Schlindwein/sol
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